Val Müstair 2018
Wanderwoche vom 19. August - 25. August 2018
In einer Woche lernen wir das in jeder Beziehung einzigartige Val Müstair und seine weite und
ursprüngliche Landschaft kennen - ein oft vergessenes Kleinod der Schweiz. Dabei sind wir im
Hotel Central in Valchava stationiert und schätzen die herzliche Gastfreundschaft und auch den
Vorteil, stets nur mit einem kleinen Tagesrucksack ausgerüstet unterwegs zu sein. Wer will kann
auch eine Pause einschalten und sich im Hotel Central zusätzlich verwöhnen lassen: Sauna sowie
ein Meditationsraum sind für Hotelgäste im Preis inbegriffen.
19. August:
Eigentlich wäre heute Sonntagabend der Treffpunkt der Gruppe und Begrüssungsapéro um 18.00 Uhr im
Hotel Central in Valchava vorgesehen, wo wir während der ganzen Woche einquartiert sind. Um den Tag
aber bereits zu nutzen, habe ich den Teilnehmern eine kleine Wanderung vorgeschlagen: den etwa
dreistündigen „Panoramaweg“ von Müstair nach Valchava. Neun der 16 Teilnehmer – deren Anreiseweg
nicht zu lange ist – nützen die Gelegenheit und so fahren wir mit dem Postauto um 13.08 Uhr von
Valchava nach Müstair. Direkt gegenüber dem bekannten Kloster St. Johann verlassen wir das Postauto
und machen uns auf den Weg Richtung Rombach. Bei schönstem Wetter wandern wir dem vor etwa 20
Jahren renaturierten Rombach entlang bergwärts zum „Cascada da Pisch“. Hier stürzt der Bach aus dem
Val Pisch in einem stiebenden Wasserfalll 80 Meter in die Tiefe. Dicht daneben schlängelt sich der
Wanderweg im steilen Wald empor zur „Chasa Lemnius“. Weiter geht er dann über „Belvair“, einem alten
Bewässerungskanal folgend, nach „Döss da las Levras“ und schliesslich zum historischen Kalkofen
„Chalchera“, wo einst Kalk für den Mauerbau gebrannt wurde, gelegen direkt oberhalb dem Dorf
Valchava. Nach drei Stunden sind wir pünktlich zum Begrüssungsapéro zurück im Hotel Central: nach
einem Jahr Wanderpause freuen sich alle auf das Wiedersehen und die geplanten Touren. Und noch
etwas zum Dorf Valchava: gegenüber dem Hotel, in der Mauer des ehemaligen Postgebäudes
eingelassen, steht auf einer Tafel: „30 Jahre Freundschaft, 1971-2001, Opfikon-Valchava, der Stadtrat
von Opfikon.“
20. August: Piz Terza
Da der Wetterbericht für die ganze Woche unsicher ist, ändern wir das Programm: anstatt der Einlauftour
auf dem Münstertaler-Höhenweg, begeben wir uns bereits auf den „beinahe Dreitausender“, den Piz
Terza. Pünktlich um 07.00 Uhr wartet Herr Lechthaler mit seinem kleinen Postauto vor dem Hotel und alle
16 Teilnehmer steigen erwartungsvoll ein. Über die kleine Ortschaft Lü fahren wir auf einer Forstststrasse
weit hinauf bis zur Alp Valmorain auf 2'194 Meter. Nun gilt es noch knapp 800 Höhenmeter bis zum
Gipfel zu bewältigen und dies bei schönstem Sonnenschein. Über eine weite Alp gehen wir gemütlich auf
einem weiss-rot-weiss markierten Wanderweg bis knapp unterhalt der Fuorcla Sassalba, wo auf einem
grossen Felsbrocken die Abzweigung zum Piz Terza gut sichtbar markiert ist. Nach einem vorerst steilen
Anstieg verliert, mit zunehmender Höhe, der Weg an Steilheit und gemächlich geht es dem bald
sichtbaren Gipfelkreuz entgegen. Schliesslich werden wir, gegen 10.30 Uhr, auf dem 2'908 Meter hohen
Gipfel des Piz Terza – oder Urtirolaspitz – der übrigens genau auf der Grenze zu Italien liegt, mit einem
herrlichen Panorama belohnt: das Avignatal, das Münstertal mit seinen fünf Ortschaften (Tischierv,
Fuldera, Valchava, St. Maria und Müstair), das Ortlermassiv, der Ofenpass, der Piz Daint und sogar das
Bernina-Massiv sind in der Ferne gut auszumachen. Nach etwa einer Stunde geht es an den Abstieg:
über die Fuorcla Sassalba und das langgezogene Val Costeinas - wieder eine grosse Alp, durchsetzt mit
Alpenrosen, Wachholder und Heidelbeeren – führt uns der Wanderweg über den Pass da Costainas zur
Alpwirtschaft Champatsch, wo wir vor einem intensiven Platzregen Schutz finden. Im Sonnenschein
schliesslich machen wir uns auf den weiteren Rückweg: eine breite Forsttrasse, durch einen schütteren
Lärchenwald, führt uns nach einer Stunde in das Dörfchen Lü. Nach einer Stärkung im „Hirschen“ bringt
uns der Postautokurs nach Fuldera. Wir verzichten auf eine Weiterfahrt und nehmen die Forststrasse
durch einen Mischwald führend, nach Valchava unter die Füsse.
21. August: Piz Umbaril
Da der Wetterbericht heute für die Morgenstunden und den frühen Nachmittag schönes Wetter versprochen hat, ändern wir das Programm und beschliessen, die Tour auf den beliebten Dreitausender, den Piz Umbrail in Angriff zu nehmen. Um 6.30 Uhr wartet das kleine Postauto wieder vor dem Hotel Central und Herr Lechthaler führte uns auf der Forststrasse ins Val Vau hinauf, auf eine Höhe von 2'027 Metern, wo der Wanderweg zum Lai da Rims und Piz Umbrail abzweigt. Um 7.00 Uhr beginnt unser Aufstieg: über den Bach, die „Aua da Rims“ schlängelt sich der Weg durch Lärchen und Legföhren hinauf zum angeblich schönsten Bündner Bergsee, dem „Lai da Rims“, gelegen auf 2'407 Metern Höhe. Eingebettet mitten in einer grünen Alpweide wird der Wanderer hier von einer stattlichen Zahl Murmeltiere, eifrig pfeiffend, begrüsst. Nach kurzer Rast geht es weiter bergauf. Allmählich wird der Grasteppich der Alpweide dünner und weicht einer alpinen Gerölllandschaft.
In angenehmen Serpentinen ist der Wanderweg angelegt, bis hin zum Gipfelkreuz des Piz Umbrail auf 3'033 Metern. 5 Minuten nach 11 Uhr stehen wir hier und freuen uns ob der Aussicht, wo insbesondere der Eisklotz des Ortlermassiv imponiert, mit 3'905 Metern der höchste Berg im Südtirol. Der Abstieg führt in einem teils mit Ketten gesicherten Weg, hinunter zum Umbrail-Pass: historisch interessant sind die alten Militäranlagen aus dem 1. Weltkrieg, an denen der Weg im unteren Abschnitt vorbeiführt und wo damals Schweizer Soldaten ganzjährig Militärdienst leisteten, also auch in den kalten Wintermonaten. Die Anlagen sind übrigens auf Tafeln gut beschriftet und geben einen Einblick in die Grenzsituation am Umbrail, wo einst die drei Länder Italien, Schweiz und Österreich-Ungarn gemeinsame Grenzen aufwiesen. Im Restaurant, auf der Passhöhe, stärken wir uns und mit einer Partie Jass und Gesprächen, verbringen wir die Zeit bis uns ein Extra-Postautokurs abholt und zurück nach Valchava bringt.
22. August: Piz Daint
Heute halten wir uns an das Programm! Um 6.40 Uhr besteigen wir den ersten Postautokurs Richtung
Ofenpass, wo wir um 7.00 Uhr auf 2'150 Metern Höhe eintreffen. Bei leichter Bewölkung begeben wir
uns auf den gut markierten Wanderweg. Am hohen Sendemast auf der Passhöhe vorbei, verläuft der
Weg unter den bizarren Felsformationen des „Jalet“ hindurch, auf eine grossflächige Alpweide, wo wir
Richtung „Piz Daint“ abzweigen. Mit zunehmender Höhe nimmt die Vegetation ab und der Weg wird
„steiniger“ und verläuft dann bis zum Gipfel in unterschiedlich lockerem Geröll. Bei 2'560 Metern
erreichen wir eine Ebene mit herrlicher Aussicht auf die Alp Buffalora, Jufplaun und hinein in das
langgezogene Val Mora. Während wir weiter den steilen Anstieg zum Gipfel unter die Füsse nehmen,
begeben sich zwei Teilnehmerinnen zur weiter unten gelegenen Jagdhütte, wo sie auf uns warten. Punkt
9.45 Uhr sind wir auf dem „fast Dreitausender“, auf einer Höhe von 2'968 Metern: nun liegt das ganze Val
Müstair und Val Mora weit unter uns und der Piz Terza – unser Ziel vom vergangenen Montag – wie auch
das Ortlermassiv, der Piz Bernina und Piz Palü leuchten im Panorama der Morgensonne. Nach dem
steilen Abstieg sind wir um 11.15 Uhr bei unseren beiden Teilnehmerinnen in der kleinen Jagdhütte bei
„Döss dal Termel“. Nun wird ausgiebig gegessen und die herrlich wärmende Mittagssonne genossen.
Dann wandern wir über die Alp Jufplaun und das vom Piz Daint hinunter verlaufende Val Mortaröl zurück
zur Ofenpasshöhe, wo wir auf der Terrasse des Restaurants nochmals einen Halt einschalten. Mit dem
regulären, im Stundentakt verkehrenden Postauto, fahren wir dann zurück nach Valchava. Abends um
19.30 Uhr treffen wir uns im ehemaligen Gemeindehaus von Valchava zu einem Vortrag des reformierten
Pfarrers Hans-Peter Schreich: aus seinem reichen Wissensschatz über die Geschichte des Münstertals
berichtet er uns einerseits von der bewegten, über tausendjährigen Geschichte des Klosters St. Johann
in Müstair, und anderseits von der einst einfachen bäuerlichen Lebensweis der Menschen im Müstertal.
23. August: Piz Chavalatsch/Glurns
Wegen den für Freitag unsicher lautenden Wetteraussichten ziehen wir die lange Tour auf den Piz
Chavalatsch vor. Frühmorgens um 6.30 Uhr steigen wir in unseren Postauto-Extrakurs in Richtung Val
Plazzöl, oberhalt Müstair. Bei 1'867 Metern Höhe angelangt, verlassen wir das Postauto und begeben
uns auf den anfänglich steil ansteigenden Weg in Richtung Piz Chavalatsch. Nach einer kleinen
Jagdhütte am Waldrand auf 2'050 Metern Höhe angelangt, verliert der Weg allmählich seine Steilheit und
durch immer lichteren Lärchen- und Föhrenwald erreichen wir die Alpweide „Era da Jals“. Weiter geht es
zur „La Scharta“ bei 2'592 Metern Höhe, gelegen auf dem Grenzgrat zwischen der Schweiz und Italien:
hier sehen wir erstmals in das Süd-Tirol, das Vinschgau und das Dorf „Prad am Stilfser Joch“ und
natürlich wieder auf das nun näher gerückte Ortlermassiv. Über einen aussichtsreichen Gratweg
gelangen wir dann bereits um 9.30 Uhr den Gipfel des Piz Chavalatsch auf 2'763 Metern Höhe. Eine
hohe Antennenanlage, ein Unterstand aus dem Ersten Weltkrieg und ein imposantes Gipfelkreuz
markieren diesen östlichsten Punkt der Schweiz. Auf dem weiterführenden Gratweg mit entsprechender
Aussicht, wandern wir weiter zur Rifair-Scharte – einem einstigen Schmugglerpfad zwischen Lichtenberg
im Vinschgau und Müstair -, über den „Plaschweller“ und zum „Glurnser Köpfl“ auf 2'401 Metern Höhe.
Nun sehen wir unser Ziel, 1'400 Meter tiefer gelegen: das mittelalterliche Städtchen Glurns, umgeben mit
einer Stadtmauer und Wehrtürmen.
Über die „Glurnser Alm“ und durch den dichten Wald des Nationalpark Stilfser Joch, erreichen wir genau
um 15.00 Uhr den ersten Wehrturm von Glurns und nun fallen auch die ersten Regentropfen, welch
Wetterglück wir hatten. Nach längerer Rast mit Bratwurst, Glacé und Getränken und teils auch
Besichtigung der alten Gebäude dieses mittelalterlichen Städtchens, in dem man sich eigentlich einen
ganzen Tag aufhalten könnte, fahren wir wieder mit dem Schweizer Postautokurs der zwischen Mals und
Zernez verkehrt, zurück nach Valchava.
24. August: Führung im Kloster St. Johann in Müstair
Wegen schlechter Wetterprognosen verzichten wir auf eine Wanderung und melden die Gruppe um 10
Uhr zu einer Führung im Benediktinerinnenkloster St. Johann in Müstair. Da wir etwas zu früh sind kehren
wir kurz im historischen Hotel Chasa Chalavaina (chalavaina.ch) ein, direkt gegenüber dem Kloster. Das
Haus soll etwa 800 Jahre alt sein und mit den aus Arvenholz ausgekleideten Wänden, Decken und auch
der entsprechenden Möbelierung, sowie den imposanten Mauergewölben im Erdgeschoss, weht hier
eine ganz besondere heimelige Atmosphäre. Der Besitzer, Herr Fasser setzt sich zu uns und erzählt uns
die Geschichte seines Hauses, soweit diese bekannt ist. Rechtzeitig sind wir um 10.00 Uhr im Kloster St.
Johann und folgen nun der anderthalbstündigen informativen Führung. Mit der Entdeckung der
karolingischen und romanischen Wandmalereien in der Klosterkirche um 1890 und 1940 endete damals
die klösterliche Stille. Seit die Klosteranlage 1983 in die UNESCO-Liste des Weltkulturerbes
aufgenommen worden ist, macht sich ein noch intensiverer Besucherstrom immer wieder auf den Weg
nach Müstair. Mittels der Radiokarbon-Methode konnte bei den Dachhölzern nachgewiesen werden,
dass sie um das Jahr 775 geschlagen worden sind, also vor gut 1200 Jahren. Gegründet wurde das
Kloster als Benediktiner-Kloster von Karl dem Grossen und seit dem 12. Jahrhundert ist es ein
Frauenkloster: die heutige Äbtissin soll übrigens eine begeisterte Anhängerin des EHC-Kloten sein.
Nach den schönen Wanderungen in der einsamen Natur des Münster-Tales – ähnlich einer
beschaulichen Pilgerreise – ist die eindrückliche Klosterführung als eine Reise in eine andere Zeit, der
würdige Abschlussrahmen unserer Woche gewesen. Am Abend verabschieden wir uns dankend von der
Besitzerin des Hotel Central, Claudia Bättig, und dem stets zuvorkommenden und gastfreundlichen
Personal.
25. August: Heimreise
Beim Frühstück rufen wir uns nochmals kurz die Eindrücke in Erinnerungen und ich mache auf die
Wanderwoche im kommenden Jahr aufmerksam, die uns dann ins Tessin führen wird – dann geht es
wieder heimwärts.